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1.
Ich sehe dich in einem Straßencafé sitzen,
du starrst Löcher in die Luft.
Zu viele Stimmen versuchen dir Ratschläge geben,
wem hörst du zu,
hörst du was ich sage?
Refrain:
Wir müssen reden es besprechen,
wir müssen reden darüber reden
2.
Ich sehe in deine verzweifelten Augen,
ich weiß wie du dich fühlst,
du brauchst jemanden zum Reden.
Es gibt mehr zu sagen als eine SMS transportieren kann,
aber du brauchst mir keine zu schicken,
ich stehe direkt neben dir
3.
Du kannst tun was du willst,
du kannst dich wenden an wen du willst -
aber ich werde immer auf dich warten.
Ich hoffe auf den Tag,
an dem du mit mir sprichst.
Ich warte, ich hoffe lass es niemals zu spät sein!
--
Offenbarung 3, 20
Hört gut zu: Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand
meine Stimme hört und öffnet, werde ich bei ihm einkehren. Ich
werde mit ihm essen und er mit mir.
--
Über den Song:
Augen sprechen Bände. Der Blick eines Menschen verrät viel
von dem, was sich im Inneren abspielt. Da blitzt Lebensfreude
bei alten Menschen auf, da strahlt helle Begeisterung in den
Augen von Kindern (und umgekehrt) - und da ist in allen Alters-
klassen tiefe Traurigkeit, Mutlosigkeit, Bitterkeit, Kälte. Manch-
mal erwischt man einen so getrübten Blick und man möchte
die Person ansprechen - aber dann lässt man es, weil das
unhöflich sein könnte.
Gott kennt die Geschichte jedes einzelnen Menschen. In
unserer Stadt leben 105.000 Menschen. Wir kennen nur einen
Bruchteil davon und selbst bei diesen wenigen können wir nur
äußerst ungenau sagen, wie es diesen Menschen wirklich geht.
Es ist für uns unvollstellbar, dass Gott so nahe bei jedem sein
kann. Aber trotzdem: Ob man im überfüllten Bus sitzt, zu
Hause auf dem schattigen Balkon oder im Café am Bahnhof
seinen Gedanken nachgeht - Gott ist jedem Menschen näher
als das nächstgelegene Kleidungsstück.
Der Song soll diesen Gedanken ein wenig plastisch werden
lassen. Da sitzt jemand im Café und sieht überhaupt nicht
glücklich aus. Und Gott versucht, mit diesem Menschen ins
Gespräch zu kommen, er sitzt vielleicht mit ihm am Tisch und
sieht ihm direkt in die Augen - und wird nicht gesehen und
nicht verstanden. Gott steht oft wie hinter einer Glaswand
von uns getrennt. Vielleicht sehen wir ihn, aber wir hören
ihn nicht. Da gibt es vieles Anderes, das unsere Aufmerk-
samkeit erringen will - Ratschläge und gute Worte ohne
Ende gibt ja es an jeder Straßenecke.
Und trotzdem wartet Gott darauf, dass wir antworten.
"Wenn jemand meine Stimme hört und öffnet..." - unsere
Initiative bzw. unsere Reaktion ist gefragt. Und das nicht
nur einmal im Leben, sondern Tag für Tag. Denn auch als
Christen sind in Sachen Glaswand und Eigentherapie keines-
wegs unterbelichtet und an guten Ratschlägen und wichtigen
Prinzipien hat's bei uns wahrlich keinen Mangel. Keiner von
uns wird sich davon freisprechen können, dass viel Unnützes
und Unwichtiges unser tägliches Leben füllt und dass unsere
bewusst mit Gott verbrachte Zeit denkbar "übersichtlich" ist.
Deshalb ergänzt der Song einen Gedanken: Gott lässt uns
gewähren. Wir können tun und lassen, was wir wollen und
unsere Schritte lenken, wohin wir wollen. Wir können ihn hinter
seine Glasscheibe verbannen. Aber das Spiel hat auch ein
"rien ne va plus (nichts geht mehr)" - und ab dann haben wir
die Dinge nicht mehr selbst in der Hand.
Jeder, der ein Jahr verheiratet ist, kennt das Patentrezept,
wie man eine Ehe ruinieren kann: Man spricht nicht wirklich
miteinander. Die Beziehung zu Gott hat viel von einer Ehe.
Sprachlosigkeit hat fatale Auswirkungen...
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