Originaltext



Fly Away - Einfach wegfliegen...
1.
Glaubst du an Wunder,
wenn du keinen Ausweg mehr siehst?
Würdest du versuchen, mutig nach vorne zu schauen,
auch wenn sich nirgendwo mehr ein Weg finden lässt?

Alles, was wir in den Momenten unserer
tiefsten Schwachheit brauchen, ist die Möglichkeit
"einfach wegfliegen" zu können

Refrain:
Einfach wegfliegen...

2.
Ich glaube an Wunder,
ich glaube daran, dass Gott uns befreit;
ich glaube an Seine starke Kraft,
ich glaube an Seine liebende Fürsorge.

Ich weiß auch nicht, was Morgen bringen wird,
aber ich weiß, dass ich einfach wegfliegen kann

Bridge:
Es gibt niemals ein "nichts geht mehr" -
weil es einen Gott gibt, der uns nach Hause ruft

--

Psalm 71 (71, 3)

Sei mir ein starker Hort, zu dem ich immer fliehen kann,
der du mir zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist mein
Fels und meine Burg.

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Über den Song:

Es fällt auf, dass es eine ganze Reihe von Psalmen gibt,
die von existenzieller Bedrohung durchdrungen sind. Offen-
sichtlich ging es damals dabei um keine Lappalien - den
Songwritern muss es richtig dreckig gegangen sein. Der
Psalm 71 ist so ein "Highlight", die Verse lassen einen
richtig tiefen Blick hinter die Kulissen zu.

Auffällig ist aber auch, dass sich die Psalm-Schreiber mit
ihrer Not ganz bewusst (und äußerst ausführlich...) an Gott
wenden. Sie suchen bei Gott Schutz und Geborgenheit, sie
nehmen ihn in die Pflicht als Schutzschild und als Vergelter
für all die Fiesigkeiten, die Menschen ihnen angetan haben.
"Hort, Fels, Burg" - das sind die Begriffe des 71. Psalms. In
einem anderen Psalm wird von dem Berg gesprochen, auf
den man seine Blicke richtet und von dem die Hilfe kommt.
Gott als Retter, Gott als Schutz, Gott als Verteidiger - für
die Psalmisten gab es keine andere Sicht der Dinge.

Ärger und Stress kennen wir auch. Unsere Bedrohung ist
nicht äußerlich, sondern innerlich. Insofern sind die "Fiesig-
keiten" keineswegs netter geworden, im Verborgenen geht
es verdammt hart zu. Beziehungskrisen, Mobbing, Verdrän-
gungswettbewerb, Marktgesetze, Sachzwänge, Arbeitslosig-
keit, Krankheit - was tun wir, wenn wir in existenzielle Bedräng-
nisse kommen? Wohin fliehen wir, wenn alle Türen verriegelt
und verrammelt sind und sich nirgendwo mehr ein Ausweg
finden lässt? Was gibt uns Halt, woran können wir uns in
letzter Konsequenz festklammern?

Die Songwriter der Psalmen haben etwas sehr Wesent-
liches
begriffen. In dem sie ihre Not in Worte und Töne fassten
und Gott auf den Tisch legten (ihn mit ihrem Klagegesang nerv-
ten...), haben sie sich innerlich schon von diesen Nöten gelöst
und auf den Weg zu einer Lösung gemacht. Sie haben Distanz
gefunden, sie sind innerlich "weggeflogen". Nicht im Sinne einer
Flucht aus der Realität, sondern im Sinne des Sich-auf-den-
Weg-machens. Bewegung war angesagt, nicht Stillstand.
Und nicht der Weg war das Ziel, sondern das Ankommen
bei Gott.

"Fly Away" greift das Thema des 71. Psalms durch die Ab-
wandlung eines aktuellen Slogans einer nicht unbekannten
deutschen Kranich-Fluggesellschaft auf. Es gibt Wunder, es
gibt eine Kraft, die über unser Vorstellungsvermögen hinaus
wirkt, es gibt eine Liebe, die wir erst in unseren ausweglosen
Situationen richtig begreifen lernen. Die Gewissheit, dass wir
zu Gott fliehen können, wenn wir ohne Hemd und Hose da-
stehen - darum geht es bei "Fly Away".